Geschichte Erleben
Mitten im Taunus befindet sich das Freilichtmuseum Hessenpark. Museumsgäste erwartet hier ein spannender Einblick in das ländliche und kleinstädtische Leben im früheren Hessen – von eingerichteten Häusern über Ausstellungen bis hin zu Vorführungen. Auf 65 Hektar Freifläche und in über 100 historischen Gebäuden kann man erfahren, wie Menschen früher lebten und arbeiteten. Das Freilichtmuseum bietet neben seiner einzigartigen Sammlung hessischer Fachwerkarchitektur einen unmittelbaren Einblick in die ländliche Alltagskultur – lebensnahe Geschichte in einem lebendigen Museum.
Einblicke in frühere Lebensweisen
Elf der 113 Fachwerkhäuser im 65 Hektar großen Freilichtmuseum Hessenpark sind vollständige Rekonstruktionen der einstigen Originale. Die restlichen 102 wurden in dem Freilichtmuseum von ihrem ursprünglichen Standort aus, an dem sie aufgrund der baulichen Weiterentwicklung nicht erhalten werden konnten, wieder errichtet. Sie alle erzählen Alltagsgeschichten dem 16. Jahrhundert bis hinein in die 1960er-Jahre, mit echten Protagonisten wie Rhönschafen, Vorwerkhühnern und weiteren selten gewordenen Haustierrassen. Fünf Baugruppen geben Einblicke in regionaltypische Siedlungsformen mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden aus Mittel-, Nord-, Ost-, Südhessen sowie Rhein-Main. Seit 1974 beherbergt das Freilichtmuseum als lebendiges Gedächtnis seine sorgfältig ausgesuchten und achtsam gepflegten Zeitzeugen und erweitert das Portfolio bis heute. Natürliche Baustoffe spielen darin eine essenzielle Rolle – denn zu den Zielen gehört auch, mit den historischen Gebäuden Beispiele zu zeigen für gelungene energetische Ertüchtigungen und modernes Wohnen in alten Fachwerkgebäuden. Für interessierte Bauherren gibt es sogar Seminare und Workshops, beispielsweise zur Altbausanierung mit Lehm und Naturbaustoffen.
Vorführungen und Ausstellungen
Beim Schlendern durch die Hofanlagen kann man sich in den authentischen Details durchaus verlieren. Genau dafür ist das Museum bekannt: Es lädt dazu ein, auf den Spuren von Vorfahren zu wandeln, die weit ursprünglicher lebten als unsereins heute. Diese Ursprünglichkeit lässt sich mit allen Sinnen erfassen. Wände fühlen sich je nach Gebäudenutzung mal warm, mal kühl an. Das Holz von Sitz-, Schul- oder Kirchenbänken ist glatt. Es duftet nach Heu, Bohnerwachs, Erde. Man meint fast, ein Plätschern aus den steinernen Brunnen, das Knacken eines Feuers im gusseisernen Ofen zu hören. Oder das Geschirrklappern kurz vor dem Abendbrot. Einige Gebäude sind originalgetreu eingerichtet und dienen als Beispiele dörflichen und kleinstädtischen Alltagslebens. Die Küchen, Wohn- und Schlafstuben vermitteln ein anschauliches Bild vom Leben bis ins 20. Jahrhundert. In Werkstätten entdecken Besucher typische Gerätschaften traditioneller Gewerke, in regelmäßigen Vorführungen sind Schmiede, Korbflechter und viele andere Gewerke im Einsatz. Direkt nach dem Eingangsgebäude eröffnet sich die Baugruppe Marktplatz. Die hier aufgebauten Fachwerkhäuser beherbergen Ausstellungen, eine alte Apotheke und eine Druckerei. Außerdem gibt es ein Gasthaus und verschiedene Einkaufsgeschäfte, die Gelegenheit zum Erleben und Genießen bieten.
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Die dörflichen Gebäude aus Lehm, Stein und Holz, insbesondere die Fachwerkhäuser, sind die sprichwörtliche Seele des Freilichtmuseums. Lehm steckt zusammen mit Stroh oder als Lehmstein in den Gefachen der tragenden Holzgerüste. Ganze Wände bestehen aus Lehm, Strohlehmverkleidung dämmt Wohnräume von außen und schützt Giebel und Traufseiten gegen Wind und Regen. Dieser eher seltene Wandbehang war einst regionaltypisch für das hessische Hinterland, den Westerwald und die Eifel bis nach Belgien. An mehreren Scheunen ließ das Museumsteam deshalb diesen Wetterschutz in traditioneller Technik ausführen.
„Als ökologischer Roh- und Baustoff ist Lehm untrennbar mit dem Fachwerkbau verbunden“, sagt Eberhard Feußner, Leiter Stabstelle Bauwesen & Kompetenzzentrum für das Freilichtmuseum. „Er schafft ein sehr gutes Raumklima. Spannend ist seine bedeutende ornamentale Qualität bei Lehmausfachungen für Stip- und Kratzputz – diese Technik ist inzwischen immaterielles Weltkulturerbe.“
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